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Unser Spätburgunder Uli Honess (MAI 13)

im Apr. 2013

Liebe Freunde des politischen Kabaretts,

ich möchte mir an dieser Stelle erlauben, auch noch ein paar Gedanken zur Causa Hoeness loszuwerden, denn die entscheidende Frage dabei lautet doch: "Was soll eigentlich der Aufschrei?"

Dass Uli Hoeness Schwarzgeld in der Schweiz gebunkert hat, mag auf den ersten Blick verwundern, denn von einem Profi erwartet man ja eigentlich, dass er seine Kohle auf den Cayman Islands anlegt. Doch das dürfte nicht der wahre Grund für die Entrüstung sein.

Auch, dass er öffentlich Wasser predigte, und hintenrum Wein trank, kann nur diejenigen überraschen, die den psychologischen Zusammenhang von öffentlichem Wasser predigen und hintenrum Wein trinken nicht kennen. Schon im ersten Semester Psychologiestudium erfährt man nämlich, dass gerade das vehemente Wasser predigen oftmals vor allem von versierten Weintrinkern vollzogen wird. Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt nur Margot Käßmann. Sondern erinnert sei natürlich auch an die fetteste Sau im Land, die uns immer sagte, dass wir den Gürtel enger schnallen sollen. Oder an den gelackten Saubermann mit dem blendenden Doktortitel.

Tatsächlich kann man fest stellen: Je öffentlicher und vehementer jemand Wasser predigt, umso stärker ist davon auszugehen, dass da irgendwo ein Spätburgunder im Keller liegt, und zwar direkt neben den berühmten Leichen. Und darum kann ich die Aufregung um Uli Hoeness auch nicht wirklich verstehen, denn im Grunde handelt es sich bei ihm nur um das bislang letzte Glied einer langen Kette von Beispielen für die Doppelmoral, Heuchelei und Verlogenheit unserer Eliten.

Und denjenigen, die sich nicht entblöden und relativieren, dass wir alle schließlich ein Volk von Steuerhinterziehern und nur neidisch auf Herrn Hoeness seien und uns nicht anders verhalten würden, wenn wir an seiner Stelle wären, denen sei entgegnet: Das mag sein. Aber wenn wir Gerechtigkeit walten lassen wollen, und eine Supermarktkassiererin wegen der Unterschlagung eines Pfandbons von € 1,30 in den Hartz4-Regelsatz entlassen wird, wohin muss dann jemand entlassen werden, der Steuern im zweistelligen Millionenbereich unterschlagen hat? In den 40-jährigen Hinter-Schloss-und Riegel-Satz? 

Und was man dabei außerdem nicht vergessen darf: Wär die Spekulation vom Hoeness aufgegangen, dann hätte die schwarzgelbe Regierungskoalition dafür gesorgt, dass er anonym und straffrei davon gekommen wäre. Das sollten sich alle Angestellten und Arbeitnehmer, die jahrelang immer brav ihr Kreuzchen bei der CDU gemacht haben, vor der nächsten Wahl dringend in Erinnerung rufen, und sich außerdem mal fragen, wie viele Lohnsteuerkarten eigentlich in schweizer Bankschließfächern rum liegen.

Nebenbei: Was meint Ihr, was z B los wär, wenn heraus kommen sollte, dass der Hoeness schon seit vielen Jahren bei sämtlichen Spielerkäufen für den FC Bayern Schwarzgeld rüber geschoben hat. Kein Wunder, dass die Spieler so schnell über den Platz rennen. Die haben den Stift in der Hose, und Angst verleiht bekanntlich Flügel.

Was übrigens auch die Abgehobenheit eines gewissen Franz Beckenbauers erklärt, der sagte:  "Jo mei, der Uli hat da halt vergessen, etwas abzurechnen, der hat halt so viel zu tun, da kann man schon mal was vergessen."

Und wenn ich sowas höre, dann finde ich es so langsam doch schon etwas bedauerlich, dass die Münchener Jugend ihren Frust immer nur in den Münchener S- und U-Bahnen abbaut, aber niemals auf den umliegenden Golfplätzen.

Wir erinnern uns: Als vor einiger Zeit mehrere Jugendliche an einem Münchener S-Bahnhof eine rote Linie überschritten hatten, da war es niemand geringerer als Uli Hoeness, der nicht nur vorneweg, sondern auch lautstark rumposaunte, was jetzt alles getan werden müsste, damit so etwas nie wieder passieren kann. Dass dabei auch SEINE (!) Steuerabgaben nötig sind für Sozialarbeiter, Jugendzentren und Förderprogramme kam ihm allerdings nicht in den Sinn. Käme der Hoeness jetzt in den Knast, könnte er sich ja mal mit diesen jungen Leuten eine Runde unterhalten. Unter der Dusche, beim Bücken nach der Seife.

Darauf einen Spätburgunder!

Richard Bohne

Danke, lieber H.G.B. für diese Kommentierung.
Es wird ja immer mehr (amerikanische?) Mode, das Teile der Besserverdienenden sich aus der Finanzierung des Gesamtsystem Staates zurückziehen und nur noch selber bestimmen wollen, was und mit wie wenig Geld von ihren Einnahmen an Bedürftige oder so geht. Allerdings behalten sie sich vor, darüber zu jammern, wenn die Infrastruktur nicht stimmt oder "unbetreute" Menschen von ihrem Besitz etwas abhaben möchten oder ziehen wie Herr H. als Pharisäer durch die Lande. Solche Typen mochte schon ein gewisser Jesus Christus nicht leiden. Nun genug, machen Sie weiter so, ich komme gerne wieder in Ihr Programm im TAK in Hannover. MfG RiBo

Pierre Xuso

Schön, dass Sie auch etwas über Hoeneß schreiben - man liest, hört und sieht ja sonst nirgendwo was von und über ihn. Übrigens, "Hoeneß" schreibt sich mit "ß" - haben Sie im Eifer des Gefechts sicherlich übersehen...

Michael Meise

Hallo Herr Butzko,

Ihre Ausführung zur "Causa Höness" ist echt lustig, trieft nur so vor Ironie und trifft den Kern. Aber was ist mit der Seife und der Dusche ?? Wäscht der Hoeness sich etwa nicht regelmäßig ? Bitte näher beschreiben, nur um der Genauigkeit zu genügen.

Gruß aus Ratingen

Anette Roland

Hallo Butzko,

möchten meinen, dass Sie bei uns Mäuschen gespielt haben. So ähnlich hatten wir uns auch über die Causa Bavaria unterhalten. Schön ist der Vergleich mit der Kassierin, wo bleibt hier die Gerechtigkeit? Ist Justizia wirklich so blind oder tut sie nur so ?

Weiter so!

Weiterhin gute Weine, um damit Hirnwindungen zu ölen! :-)
Gruß
aus Weinheim

Tina hellinger

Das iss ja der Hammer,was Du da schreibst!Toll!!Hab mich gekuggelt vor lachen . Warum hast Du keinen Sendeplatz um 20.15Uhr im Fernsehen????Wer denkt kommt nicht dran. Ich wünsche Dir bei einem guten Wein immer gute Einfälle!! Tina l

Karl-Heinz

vorzügliche Hirnwendung zum Thema Hoeness. Ich befürchte aber, dass es zum "Seifebücken" nicht kommt.

Ludger Elmer

Wir müssen uns an einen neuen Begriff gewöhnen: "Privatisierung der Solidarität" - Hoeneß will immer selbst der Wohltäter sein und als socher im Lande gelten!