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2011 - Odyssee im Geldraum! (JAN 11)

im Dez. 2010

Liebe Freunde und Förderer des weltverbessernden Kabaretts,  Ist das nicht klasse? Erst hat man uns in einem Dumpingwettbewerb mit anderen Ländern alle möglichen Maßnahmen zugemutet, bis wir besagten anderen Ländern unsere Produkte zu günstigeren Preisen anbieten konnten, als besagte andere Länder. Und kaum haben wir diesen Wettbewerb gewonnen, müssen wir jetzt besagten anderen Ländern ganz viel von unserem Geld geben, damit die sich unsere günstigen Produkte überhaupt noch kaufen können. 
Genial, oder? 
Wie nennt man so was normalerweise? 
„Schwachsinn“, „Hirnverbrannt“, oder einfach nur „Euro“. Und deswegen hören wir aus Politikermündern seit einiger Zeit auch so überzeugende Argumente, wie z. B. von Horst Seehofer: 
„Es kann ja wohl nicht sein, dass die einen Schulden machen, 
und die anderen das bezahlen müssen.“ 
Toll! Das ist ungefähr so, als würdest Du Dich darüber beschweren, 
dass in Deine Wohnung eingebrochen wurde, obwohl Du doch extra auf der Straße ein großes Schild aufgestellt hattest mit der Aufschrift: 
„Wir sind nicht zu Hause.“  Und das nächste, was wir uns anhören müssen, 
ist ein Satz wie z. B. von Rainer Brüderle: 
„Gerade wir Deutsche als Exportnation profitieren ungemein vom Euro.“ 
Auch nicht schlecht. Und das ist jetzt aber mal sowas von die Wahrheit. 
Weil nämlich Griechen, Iren, Portugiesen, Spanier, Belgier, usw. vor Einführung des Euro unsere Produkte ja alle überhaupt gar nicht gekauft haben. 
Ihr erinnert Euch doch sicher noch an die Zeit vor dem 1. Januar 2002, 
also an die Zeit vor dem Euro. Was sind wir damals auf unseren schönen deutschen Produkten sitzen geblieben. Diese unglaublich großen Berge von überschüssigen deutschen Waren. 
Die nannte man ja damals übrigens „Scheiterhaufen“. Und deswegen ist der wichtigste Satz in letzter Zeit der, 
wie z.B. von Angela Merkel: 
„Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.“  Und jetzt schaut Euch doch nur mal um in Europa. 
Norwegen z. B. hat keinen Euro. Wie gescheitert die sind. 
Oder die Schweiz. So was von gescheitert. 
Vor allem als Finanzplatz völlig uninteressant. 
In der Welt geradezu komplett vernachlässigt. 
Vor allem bei Leuten, die Geld haben. 

Oder Großbritannien. 
Kein Euro, und voll gescheitert. 
Vor allem beim Elfmeterschießen. 
Wer hätte je geahnt, dass das an deren Währung liegt?  Oder nehmen wir die Schweden. 
Die sind so sehr gescheitert, dass Angela Merkel am 16. Dezember 2010 
in einem Interview mit der Bild-Ztg. zu Protokoll gab: 
„Wir Deutsche können auch von anderen Ländern lernen.
Schweden z. B. hat einen ausgeglichenen Haushalt.“
Sensationell.
Jetzt frag ich mich nur, wer der Merkel eigentlich mal zuflüstern will, 
dass die Schweden als Zahlungsmittel den Euro gar nicht haben. Und das finde ich jetzt aber mal wirklich beruhigend!
Denn entweder werden wir von einer Frau regiert, die gar nicht weiss, 
dass die Währung der Schweden die Krone ist.
Oder ihre Bemerkung war das deutlichste Bekenntnis gegen Euro, 
das wir je gehört haben. Was meint Ihr? Wetten werden noch angenommen.

Gonaflora

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Willi Lott

Korrektur zu meinem Kommentar, die beschriebene Reise fand nicht 1998 sondern 2008 statt.

Willi Lott

Hallo Herr Butzko,

ich stelle immer wieder fest, daß Sie Themen aufgreifen, die mich auch "aufregen".

Bezüglich der Gründe des uns zugemuteten Dumpingwettbewerbs und daß wir jetzt vielen Ländern Geld geben sollen habe ich noch eine Anmerkung.

Beispiel Irland:

Bereits Anfang der neunziger Jahre hat ein Bekannter von mir, der Maschinenschlossermeister in einer Gummifabrik mit schätzungsweise 300 - 400 Mitarbeitern war, die Maschinen dieses Werkes in unserer Nachbarstadt abgebaut und in Irland wieder aufgebaut. Dann hatte er die Wahl, entweder nach Irland zu gehen oder zu kündigen. Man bedenke: Damals war Irland noch nicht einmal in der EU.
Der Betrieb ist dorthin verlegt worden, die hiesigen Arbeitsplätze fielen weg. Das Schönste dabei - unter Mithilfe von uns Steuerzahlern, der Betrieb erhielt auch noch Subventionen dafür. Das war mit kein Einzelfall, bundesweit sind aufgrund der niedrigen irischen Steuern viele Betriebe unter Mithilfe von uns Steuerzahlern dorthin gegangen. Indirekt haben wir also schon damals für Irland gezahlt.
Der Hohn dabei: Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie uns von Politik und Medien dann erzählt wurde, daß ja allein die Ankündigung, daß Irland in die EU käme, dort für ein Wirtschaftswachstum sorgen würde.

Zeitsprung 1998
Freunde von uns haben Urlaub in Irland gemacht, mit einem Hausboot auf dem Shannon-River. Nach deren Berichten gibt es dort ganze Dörfer mit jeweils hunderten neu gebauter Ferienhäuser. Am Ortseingang hängen dann die Schilder "...gefördert mit Mitteln der Europäischen Union".
Auch die Häfen sind neu ausgebaut. Ebenfalls unter Mithilfe der EU.
Das Schlimme dabei - die kompletten Siedlungen stehen leer und sind bereits wieder am verfallen!
Denn, der Kommentar des Sohnes unserer Freunde zum Irland-Urlaub: Da hat´s ja nur geregnet.

Dort wurde mit unserem Geld eine Infrastruktur geschaffen, die vielleicht in sonnigen Gefilden für ein nachhaltiges Wachstum gesorgt hätte, aber doch nicht in Irland.


Irland ist ein tolles Land, aber für die paar Irland-Enthusiasten braucht man keine ganzen Orte zu bauen. Die Masse will doch Sonne, Sand und Meer. Gefreut haben sich dabei sicherlich ein paar Politiker, die mit "Wachstum, Fortschritt usw." kurzfristig protzen konnten, Bodenspekulanten und Baulöwen. Das Muster ist ja überall recht gleich.
Wir Deutsche haben dabei als größte EU-Beitragszahler auf jeden Fall das zweite Mal für Irland tüchtig mitfinanziert.
Aber auch hierbei wieder: Politik und Medien haben uns die ganzen Jahre Länder wie Irland als beispielhaft für ihr Wachstum genannt. Wir sollten was lernen von diesen Ländern. Und, wie Sie ja auch ausführen, wurde uns viel zugemutet, um mit diesen Ländern "mithalten" zu können.

Und jetzt, wo die Blase geplatzt ist, zahlen wir, jawohl, zum dritten Mal für Irland - getreu des alten Sprichworts "Alle guten Dinge sind drei". Womit auch wieder alte Weisheiten bestätigt werden.

Das Schlimme dabei - das Geld, was wir, ja nicht nur für Irland..., zahlen, ist uns ja vorher aus den Taschen gezogen worden. Es ist ja leider nicht vom Himmel gefallen. Hätte man uns dieses Geld nicht abgenommen, hätten wir auch von vornherein zum Beispiel billiger produzieren können und hätten keinen Wettbewerbsnachteil gehabt.

Aber dann hätten sich unsere Politiker nicht rühmen können, andere Länder aufzubauen, Konzepte zu entwickeln, wie unsere Industrie ihre Produkte in solchen Ländern absetzen könnte und wie wir wettbewerbstauglich würden usw..
Also punktum, die Politik, bzw. ein paar Politiker mit Ihren "Visionen", hat uns auf einen Weg geführt, der uns viel Geld gekostet hat und noch kosten wird. Jetzt entwickelt sie Konzepte und Modelle um das Schlimmste zu mildern. Unser Geld ist trotzdem weg und fehlt uns beispielsweise bei Investitionen - aber da hilft im Bedarfsfall ja die EU mit Subventionen..., oder beispielsweise den Kommunen. Wie den Medien zu entnehmen ist, haben bei uns Zuhause mittlererweile viele Kommunen aus Geldknappheit Schwierigkeiten, die Frostschäden in den Straßen zu reparieren.

Das Ganze ist eine gewaltige Geldumverteilungsmaschine, bei der sich ahnungslose Politiker -man denke nur an unseren Entwicklungshilfeminister Niebel, der nach Bundeswehr und anschließendem Berufspraktikum beim Heidelberger Arbeitsamt ja sicherlich aus erster Quelle weiß, wie man Arbeitslose beispielsweise in Nigeria zu Arbeit verhilft- von Leuten wie Ackermann und Konsorten über den Tisch ziehen lassen.

Was ich nur nicht verstehe ist, daß Ihnen und mir so etwas auffällt, in den Medien jedoch größtenteils totgeschwiegen wird. Wenn ich manche Nachrichtenmeldungen im Fernsehen sehe, kommt es mir manchmal vor, wie die Berichterstattung des Staatsfernsehens der DDR. Die größten Ungereimtheiten, wie früher beispielsweise das Wirtschaftswachstum in Irland, werden als gottgegebene und selbstverständliche Fakten dargeboten und niemand hinterfragt.

Herzliche Grüße

Willi Lott

Boris

Bisher war ich stets Fan ihrer Kurzkommentare, meist gabs interessante Sachlagen, über die man wirklich nachdenken sollte.
Ich hoffe aber, dass sie nun nicht wie viele Andere für einen schnellen Witz zum opportunen Europazweifler werden, der das alles ohnehin schon immer besser wusste und kritiklos die kritische Linie des Monats niederschreibt.
Ich freue mich aber auf neue, gewohnt scharfgeistige Kolumnen!