Eckart von "Kant"hausen (APRIL 10)
im Apr. 2010
Liebe Freunde und Förderer des politischen Kabaretts.Was ich Euch mal fragen möchte:
Kennt Ihr eigentlich Eckart von Hirschausen?
Nein, das ist nicht (nach Ursula von der Leyen und Karl von und zu Guttenberg) der dritte Adelige im Kabinett von Angela Merkel. Eckart von Hirschhausen, das ist ein bislang noch ziemlich unbekannter medizinischer Kabarettist, der sehr selten mal im Fernsehen zu sehen ist, aber wirklich nur sehr sehr selten.
Vielleicht habt Ihr ihn bei der ein oder anderen Gelegenheit auch schon mal zu Gesicht bekommen.
Wenn nicht, dann wird es aber höchste Zeit. Besagter Eckart von Hirschhausen hat sich nämlich neulich, und zwar am 26. März, in der "taz" über Leute wie mich, nämlich über politische Kabarettisten geäußert, und ich muss gestehen: Halleluja!
Er hat mir den Splitter in meinem Auge gezeigt. Und dank ihm werde ich mein Leben ändern. So heisst es nämlich u. a. in dem Artikel (http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/nach-meiner-show-aendern-menschen-ihr-leben/ ) (Zitat->) „Ich finde, dass viele Intellektuelle in Deutschland auf dem Holzweg sind, weil sie denken, dass ihre intellektuelle Leistung im Meckern bestehen muss. Wie könnte diese Republik aussehen, wenn wir diese geballte Intelligenz nutzen würden, um zu überlegen, wofür wir sind? Eine Haltung des Dafürs zu entwickeln, hat mit Empathie zu tun. Empathie muss gelernt werden: Mitzufühlen, was andere fühlen."
Mal ehrlich, ist das nicht der Hammer? Endlich sagts mal einer!
Endlich sagt mal einer, dass Schluss sein muss mit diesem ewigen Gemecker.
Mit diesem ewigen Gemecker z B über soziale Ungerechtigkeit, oder so.
Lasst uns lieber FÜR etwas sein.
Jaaa, z B FÜR die Empathielosigkeit von Guido Westerwelle im Bezug auf Hartz-4-Empffänger.
Denn der Guido ist halt kein Intellektueller. Wo ist das Problem?
Nich meckern. Einfach los lassen denn Mann. Einfach machen lassen.
Und das Mitgefühl zeigt dir, dass Leistung der Sinn des Lebens ist. Endlich hab ich es verstanden.
Da wär ich ja nie drauf gekommen.
Danke. Danke. Vielen Dank.
Aber damit nicht genug. Nein.
Denn der Eckart meckert..äh nein, äh .... er macht noch weiter. Er klärt uns auf:
Hirschhausen kritisiert in dem Gespräch das politische Kabarett als "pseudoaufklärerisch". Er selbst sei aufklärerisch. "Ich versuche im Sinne von Kant Menschen dazu bewegen, aus ihrer Situation herauszuwachsen und selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen." Seine Live-Programme könnten Menschen dazu bringen, ihr Leben zu verändern. „Ich kenne Menschen, die am nächsten Tag ihren Job gekündigt haben, weil ihnen schlagartig klar war: Hier werde ich nicht glücklich", sagt er. „Zeigen Sie mir politische Kabarettisten, bei denen die Leute rausgehen und sagen: Jetzt ändere ich mein Leben." Was für eine Offenbarung. Auch nicht schlecht, oder? Wer hätte das gedacht?
Adorno ist ab sofort aufgehoben. Und Marx ist widerlegt.
Es gibt ein richtiges Leben im Falschen! Und das Bewusstsein bestimmt das Sein.
Wenn Kant das noch erlebt hätte. Wenn du also z B als Frau an deinem Arbeitsplatz weniger verdienst als ein Mann,
kündige doch einfach den Job!
Die Welt ist voll von gerechten Löhnen für Frauen. Oder wenn die Banken für deine Firma keine Kredite mehr gewähren, weil sie sich am amerikanischen Hypothekenmarkt verzockt haben, dann ist nicht das System daran schuld, sondern du selbst bist es.
Mecker nicht rum! Sondern sei daFÜR. Jaaa, sei FÜR deine Insolvenz.
Und all deine Angestellten dürfen endlich ihr Leben ändern und sich einen neuen Job suchen. Und ob dich also die sichere Altersarmut erwartet,
oder ob du bereits heute wegen deiner finanziellen Situation
Burnout, Depression oder andere Gesundheitsstörungen bekommst,
einfach ins medizinische Kabarett gehen. Denn wenn der Kapitalismus nicht zusammenbrechen soll,
dann muss eben die Schere zwischen Arm und Reich nun mal immer weiter auseinander klappen.
Drum sieh einfach zu, dass du möglichst schnell auf die Seite der Reichen gelangst. Schreib z B ein Buch. Egal worüber, solange es FÜR etwas ist.
Aber nicht wie die Helene Hegemann irgendwo abschreiben oder Ideen klauen, oder so.
Das wäre etwas zu viel Empathie mit einem Original. Gib deinen Lesern lieber ein paar ganz brandneue Tipps wie z B:
"Freundschaft ist wichtiger als Wohlstand." oder "Dritter werden ist besser als Vierter."
Da wirst du Millionär. Und dann kannst du auch ganz viel Empathie mit dem Vierten haben.
Aber damit nicht genug.
Denn weiter heisst es in dem "taz"-Interview: Die Sorge, dass die kleinen, persönlichen Veränderungen zu wenig sind, angesichts der globalen Probleme des 21. Jahrhunderts, teilt Hirschhausen nicht. „Es braucht beides. Was Menschen in ihrem Verhalten ändern, ist selten radikal. Gleichzeitig gibt es aus der Glücksforschung die seltsam anmutende Erkenntnis, dass Menschen sich mehr oder weniger mit jeder Rahmenbedingung arrangieren können." Diese Erkenntnis möchte Hirschhausen in Politik umgesetzt sehen.
Nein, das war jetzt kein Rätsel unter dem Motto: "Wer findet den Widerspruch"?
Das war vielmehr ein klares Bekenntnis, dass politisches Kabarett über gesellschaftliche Missverhältnisse ein Holzweg ist.
Die Glücksforschung sagt nämlich, dass du dich mit jeder Rahmenbedingung arrangieren kannst.
Das haben doch gerade wir Deutschen in 12 Jahre Hitlerdiktatur perfekt vorgelebt.
Und nicht wenige sogar anschliessend 40 Jahre lang in der DDR. Ob Du also nun im Iran wohnst oder in Griechenland,
ob du auf ein katholisches Internat gehst,
oder in den Klauen einer anderen Psychosekte steckst,
hab Empathie. Ob du wegen deiner Hautfarbe verprügelt, wegen deiner Religion diskriminiert,
oder ob du unschuldig von der CIA nach Guantanamo verschleppt worden bist,
womöglich mit Wissen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Steinmeier,
über sowas zu meckern ist einfach nur pseudoaufklärerisch.
Lass sie einfach machen, lächle und sei glücklich. Und mal ehrlich? Na? Tut das nicht einfach nur gut, hmmm? Übrigens, was ich Euch auch noch fragen möchte:
Kennt Ihr eigentlich Dieter Nuhr?
Das ist ein inzwischen doch etwas bekannterer Kabarettist, der hin und wieder auch mal im Fernsehen zu sehen ist.
Und der hat mal gesagt: "Wenn man keine Ahnung hat, soll man einfach mal die Fresse halten." Und wisst Ihr, was mir als politischem Kabarettisten das sagt?
Nun, mir als politischem Kabarettisten sagt das, dass ich mich zu medizinischen Kabarettisten einfach nicht äußern sollte.
Und wisst Ihr was? Da werd ich mich auch immer dran halten.
Denn von medizinischem Kabarett hab ich einfach keine Ahnung.
Kant sei Dank!
Zur Person von EvH kann ich nur sagen: Vollkommen sicherer Auftritt, bei völliger Ahnungslosigkeit!"
Butz mach weiter so!!! Es ist immer wieder erfrischend, wie du die Denkanstösse rüberbingst.
für etwas sein, anstatt ständig ins blaue zu meckern ist sicher produktiver und richtig. aber mit positiver mine wegzugucken, wenn jemand verprügelt wird ist nichts als feige.
man kann ja wohl positiv für etwas sein und mit seiner energie etwas aufbauen und trotzdem mecker, schreien, handeln andere aufrütteln usw. wenn man unmenschliche zustände wahrnimmt!
aber klar, in einer verwöhnten lust- und spaßgesellschaft ist es einfacher, evh glattes, freundliches gesicht im fernsehn zu sehen und so langsam in den dauerschlaf rüberzudämmern.
diejenigen, die was verändern wollen, sehen anders aus, nie glatt und hübsch, denn verändern ist anstrengend und politisches kabarett ist auch anstrengend, z. t. jedenfalls, und das ist auch gut so, irgendwie bin ich dem leben das doch auch schuldig, hier nicht nur so glatt wegzusäuseln, während so vielunrecht und quälerein laufen. je mehr man hinguckt, desto mehr sieht man. nicht gucken ist allemal einfacher.
vielen dank fürs aufrütteln, vielen dank fürs hingucken, und vor allem fürs treffliche formulieren und lachen kann man bei dir mehr als genug, find ich.
irina
Wow, da ist wohl jemand neidisch auf (zu Recht!) ausverkaufte Hallen und den Erfolg von EvH. Zumindest weiß ich jetzt, warum ich mich NIE zu einem Auftritt von Ihnen verirren werde und Ihr Name mir bislang nicht bekannt war. Ach ja, und vielen Dank, dass Sie mich vor Ihren TV-Auftritten warnen, so weiß ich wenigstens, wann ich den Fernseher getrost auslassen kann.
hej h.g.butzko, als du in hamburg warst, besuchte ich deine vorstellung. danach war ichn baff, wieviel ein mensch auswendig lernen und dann auf der bühne wieder abrufen kann. inhaltlich stimmt ich dir in allen dargebotenen themen zu und oft gab es dabei zu lachen, doch es war von den themen her, stets ein lachen aus einer bitterneß heraus. was auch immer, mir wieder ins bewußtsein gerufene, und damit um so mehr belastende, konnte ich nun tun, die mißerablen zustaände zu verändern?
Ich trug mich ein auf deiner webseite ein und beziehe seither deine news, in denen du das was ich so fühle sehr gut in worte zu bringen weißt und zwar auf eine weise, die mich zum schmunzeln oder auch zum lachen bringen kann, auch da aus einer bitterniß heraus.
und heute nun schreibe ich einen butzkommentar auf deine newsletter, deinen kollegen e.v.h. betreffend.
also e.v.h ist mir so oft etwas oberflächlich glatt, doch verstehe ich ihn ganz und gar nicht vergleichbar mit westerwelle. wenn er - von erforderlicher hinwendung zu empathie spricht, - der unmöglichkeit von glück, solange eine schere zw. arm und reich existiert, - von unterricht in glück und gesundheit, - von lachen nicht aus bitterniß, sondern als therapie hin zu befreiender positiver kräfte, dann verstehe ich sein plädoyer für eine abkehr vom meckern nicht, als ein sich dieser derzeit armseelige situation zu fügen. vielmehr lese ich darin eine ermutigung ausschau nach positiven möglichkeiten zu halten, kreativ zu werden und so die energie f ü r etwas einzusetzen, für etwas zu sein.
mir hat das alg2 viele jahre meines lebens zum horror gemacht und seit in kraft treten habe ich gegen diese hartzgesetze protestiert, gemeckert bis zum geht nicht mehr.
fix und alle brachte mich dann eine aktion von susanne wiest auf die beine. sie befand sich auch in einer erdrückenden situation, meckerte aber nicht darüber, sondern war clever und mutig zugleich:mit ihrer petition für ein 'bedingungsloses grunsdeinkommen', an den bundestag, schaffte sie es, innerhalb kürzester zeit über 56.000 unterschriften zusammen zu bringen, mit einem serverabsturz zu zeigen, dass die software für demokratische petitionen an den bundestag gar nicht für einen ansturm dieser größenordnung eingerichtet war und dass nun eine anhörung stattfinden muss.
- wolf biermann: du lass dich nicht verbittern,in dieser harten zeit, die mächtigen erzittern, sitzt du erst hinter gittern (hartz4freigang) doch nicht vor deinem leid... -
In diesem sinne verstehe ich e.v.h. nicht meckern - meckern kann jedes arschloch, dazu bedarf es nicht viel, eigentlich gar nichts - nicht re_aktion_är zu sein, sondern sich etwas einfallen lassen, etwas ausfindig machen, wof ü r ich mich selbst so begeistern kann, dass es ausreicht ansteckt und 56.000 menschen und mehr, dazu bedarf es allerdings einiges!
h.g.butzko, wenn du mal wieder nach hamburg kommst, lass mich nicht mit bitterem lachen aus deinem politischen kabarett gehen, witzige, wie schlagkräftige ideen sind es, die ich gut abkönnte und ermutigung sie umzusetzen auszuführen, und sicherlich nicht nur ich. bis dahin, lächerliche grüße
Hi Butzko!
Dass der Hirschhausen so'ne gequirlte Scheiße von sich gibt, ganz ehrlich jetzt, hätte ich nicht gedacht. Im Gegensatz zu Yvonne (Kommentar #1) werde ich mir das gesamte Interview aber nicht antun - ich habe genug. Dann könnte es natürlich heißen, dass dies und jenes aus dem Zusammenhang gerissen und soooo ja überhaupt nicht zu verstehen sei. Aber weiße wat, ich glaube, dass es nicht wirklich einen Zusammenhang gegeben hat - abgesehen von dem zweier Synapsen, die sich offensichtlich einen kleinen Spaß mit ihrem Menschen erlaubt haben.
Danke taz! Danke Butzko!
Aus der Bedeutungslosigkeit der 2. Liga grüßt wild winkend
Carsten
Lieber Butzko,
ich war ja immer ein großer Fan von Kollegen-Schelte, warum ist das eigentlich unter Kabarettisten oft so verpönt? Was Deine Hirschhausen-Schelte angeht: Vielen Dank. Hab ihn neulich im Fernsehen gesehen und die ganze Zeit überlegt, ob man dankbar sein muss, dass man nicht unter Vollnarkose bei dem auf dem OP-Tisch liegt oder ob das doch die bessere Alternative wäre statt bei vollem Bewusstsein dieses angebliche "Kabarett" zu erleiden. Scheint bei Ärzten ja langsam um sich zu greifen, der Berufswechsel, vielleicht ist noch ein Posten im Merkel-Kabinett für Herrn Hirschhausen frei, namenstechnisch würd er reinpassen, sagst Du ja selbst.
Ich habe das Interview in der taz leider verpasst, werde ich mir aber noch besorgen. Haben die das irgendwie kommentiert? Wollten sie ihn sich selbst bloßstellen lassen?
Ich möchte bitte weiterhin politisches Kabarett.
Lieben Gruß
Yvonne
.....der Kommentar kann doch nur sein: "Der omnipräsente EvH ist so schnell verbrannt!" Wenn das 2. Solo-Programm schon so abstürzt, dann steht der bald mit Dir "Anne Bude"
Mach weiter und hau rein - auch weiter in ihn - mit dem Kant - immer auf die Omme! Und Dieter Nuhr hat ja soooo Recht!
Gruss Frank (Kommödchen "erste Reihe")
Hirschhausen: 0, Butzko:1
Was für ein Stakkato an eingebildetem Blödsinn. Endlich zerlegt mal jemand dieses nervende selbstgerechte TV-Gespenst.
Übrigens: Die "Kant'sche Tradition" hatte außer dem angeblichen "Menschen dazu bewegen, aus ihrer Situation herauszuwachsen" auch noch interessante Nebenaspekte:
„Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische stiege.“ (Kant ́s Schriften, Bd. II; S. 253)
Insofern ist die Kant'sche Tradition neben vielen anderen Dingen auch rassistisch und größenwahnsinnig. Wenn Hirschhausen sich da unbedingt freiwillig einreihen mag... kann man ihn nur noch schneller abschalten (falls das überhaupt möglich ist).
Hallo,
lese ich da vielleicht ein ganz klein wenig Verärgerung über die Äußerungen unseres neuen Sterns am Kabarettistenhimmel. Der muss einfach gut sein - nach dem Motto, Millionen Fliegen können nicht irren.
Ich freue mich zumindest, dass ich nicht mehr ganz alleine bin, wenn ich diesen EvH für einen populistischen Schwätzer halte. Übertroffen wird er nur noch durch den "Physiker" (das macht man heute wohl so - Physiker, Mediziner, Mathematiker etc. dann "zum Kabarett") in seinem Schlepptau, dessen Namen mir gerade (Gott sei Dank) nicht einfällt.
Ich hoffe, Du bleibst Deiner Linie treu.
Viele grüße
Gerhard