#offline-junkie (FEB 19)
im Jan. 2019
Liebe Freundinnen und Freunde des politischen Kabaretts,
vor genau 12 Monaten, im Februar 2018 habe ich meinen Facebook-Account gelöscht, und ein Jahr später kommt der Grünen-Politiker Robert Habeck auf die selbe Idee und tut es mir nach. Da bekommt der Begriff "Follower" eine völlig analoge Bedeutung.
Anlass für ihn war das doxing seiner Daten. Und was ich daran richtig lustig fand: Während der Berichterstattung über diese Aktion, läuft spät abends auf phoenix die Wiederholung der Tagesthemen von Januar 1999. Und was war in dieser Sendung ein Thema? Das Datenleck der Firma "mobilcom" vor 20 Jahren. Daran kann man sehen, wie schnell die Politik bemüht ist, die Probleme und Gefahren der Digitalisierung in den Griff zu bekommen.
In Frankreich hat die Regierung vor kurzem beschlossen, an allen Schulen des Landes Handys komplett zu verbieten. Und was passiert? Die Kids sind froh, dass sie endlich diese Scheißdinger und den damit verbundenen sozialen Druck los sind. Was der Verzehr von Froschschenkeln doch für Nebenwirkungen hat.
In Deutschland hingegen hat der Bundestag mit Stimmen von FDP und GRÜNEN eine zweidrittel-Mehrheit für eine Grundgesetzänderung hergestellt, um die Digitalisierung für 5 Milliarden Euro an allen Schulen des Landes einzuführen.
Obwohl Pisa-Studien und OECD-Auswertungen zu dem Ergebnis kommen, dass (Zitat:) "Technologie in Schulen keine nennenswerten Verbesserungen der Schülerleistungen zur Folge hat, und sogar mehr schadet als nützt".
Worauf die Regierung sagt: "Ja, aber wenn wir mal wieder 5 Milliarden Euro sinnlos zum Fenster raus schmeißen wollen, können wir ja nicht immer alles in der Berliner Großflughafen stecken."
Die Macher der Digitalisierung, also all die Leute, die im silicon valley bei diesen Digitalisierungskonzernen arbeiten, schicken ihre eigenen Kinder übrigens ausnahmslos in Waldorf- und Montessori-Einrichtungen, weil sie wissen, dass dort Smartphones, Tablets und Computer verboten sind.
Und wenn man dann noch erfährt, dass Jeff Bezos eine Montessori-Ausbildung genossen haben soll, und sich dann anguckt, wie arbeitnehmerfreundlich und sozial eingestellt Amazon ist, dann kommt man zu dem Schluss: Hat auch nix genützt!
Mark Zuckerberg übrigens soll alle Häuser, die um sein Haus herum stehen aufgekauft haben, um sie seitdem leer stehen zu lassen. Und warum? Um seine Privatsphäre zu schützen. Muss man mehr wissen?
Ja, muss man. Denn inzwischen gibt es unmissverständliche Aussagen aus dem Silicon Valley, die lauten, dass man Politiker überflüssig und arbeitslos machen will, denn Algorithmen seien viel besser geeignet, das Zusammenleben von Menschen zu organisieren, als Politiker.
Algorithmen also, ...hmmm, ...also sowas wie z B: "Leute, die Helene Fischer kauften, kauften auch die Fischer-Chöre, ein Angel-Set und zwei Matjesbrötchen." Das soll besser sein, als Politiker? Ich fürchte, sie haben recht.
Wohin das aber führen kann, wenn Algorithmen unser Zusammenleben organisieren, kann man sich mittlerweile im Silicon Valley bereits angucken. Weil doch die globale Programmierer- und Informatiker- Elite dort hingezogen ist, sind die Mieten da nämlich in einem Ausmaß explodiert, dass die Urbewohner sich das schon lange nicht mehr leisten können, und inzwischen als Obdachlose das Stadtbild prägen.
Und was machen Firmen wie "Microsoft", "Facebook", "Apple", "Google", "Amazon" und Co mit Leuten, die sie vor die Tür gesetzt haben? Suppenküchen? Kleiderspenden? Schlafwohnheime? Ach was! Sind doch Digitalisierungskonzerne. Das heißt, sie haben Roboter entwickelt, die die Straßen abfahren. Und wenn ein Roboter einen Obdachlosen identifiziert, fährt dieser Roboter zu diesem Obdachlosen hin, um ihn dann - mit lauten widerlichen Geräuschen zu verscheuchen ...
In der Realität also aus dem sozialen Netz vertreiben, aber im Internet soziale Netze betreiben...Toll!
Aber ohne mich! Und das jetzt schon seit über einem Jahr! #offline-junkie
Hallo, HG,
gratuliere zum Einjährigen! Allerdings wird es noch mehr als 58 Jahre dauern, bis Du so lange durchgehend nicht bei Facebook bist wie ich!
Ich finde das "Fratzenbuch" nicht nur aus Datenschutz-Gründen asozial, sondern vor allem, weil es die Menschen, die da nicht mitmachen wollen (oder können) ausgrenzt! Es gibt ganz normale Vereine, z.B. im Sport, die ihre Website immer mehr vernachlässigen und stattdessen offenbar voraussetzen, dass ihre Mitglieder und alle, die sonst noch an den Vereinsaktivitäten interessiert sind, so einen Facebook-Account haben. Na ja, auch normale Menschen könnten ja die FB-Seiten lesen, sogar Bilder herunterladen kann man ja.
Mitreden geht dann natürlich nicht. Und man wird auch nicht benachrichtigt, wenn es wichtige Neuigkeiten gibt. Ist doch klar, dass man da trotz vorsätzlicher Abstinenz mindestens alle zwei Stunden reinschaut, oder?
Bis bald in einem Kleinkunstbühnensaal,
Rainer
"Isch abe garn kein Ändy!" - Tatsächlich habe ich noch immer kein Handy und das ist gut so. Ich bin weder in der Feuerwehr, noch bei der Polizei und auch kein Notarzt. Und ich bewege mich noch in echten sozialen Netzwerken. Nur manchmal bin ich am PC online. Herr Butzko, ich bewundere Sie - auch als #offline-Junkie.
Es reicht nicht, wenn ein grüner Politiker auf Grund eines blödsinnigen Fehlers wegen Nichtnachdenkens den sog. sozialen Medien den Rücken kehrt (teilweise), sondern wir, das blöde Volk müssen auf den gleichen Trichter kommen. Wird aber bei der Zunahme der Nachuntengucker wohl nicht passieren. Trotzdem möchte ich Sie bitten, immer und immer wieder auf diese schmutzige Seite hinzuweisen. Danke. Und wir sehen uns auch weiterhin bei Ihren Auftritten im hannoverschen TAK mit viel Freude und Gelegenheiten zum Nachdenken Richard Bohne
N.S. Wie kann ich Ihren Newsletter direkt an Freunde weiterleiten? Vielelicht haben Sie ienen Tipp für mich. Auch Danke