Quellen zum Nahost-Konflikt (OKT.2 23)

Hallo Herr Butzko,
die Zusammenstellung der geschichtlichen Hintergründe durch Frau Ditfurth empfinde ich als vorbildlich, wenngleich mir macnchmal zu viel vom Kapitalismus die Rede ist. Allerdings hat den beiden ursprünglichen Staaten Israel und Juda ein systematischer Völkermord und Landraub zu grunde gelegen. In der Bibel wird stolz davon erzählt:
Zitzat: 5. Mose 20/16,17: Aber in den Städten dieser Völker, die dir der Herr, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst Du nichts leben lassen, was Odem hat. // sondern sollst sie verbannen, nämlich die Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Pheresiter, Heviter und Jeduiter wie dir der Herr, dein Gott geboten hat. Josua 8/25: Und alle die des Tages fielen, beide Männer und Weiber, der waren 12.000, alles Leute von Ai. Zitatende, und so geht es weiter Zitat: Josua 8/40: Also schlug Josua alles Land auf dem Gebirge und gegen Mittag und in den Gründen und an den Abhängen mit allen ihren Königen und ließ niemand übrigbleiben und verbannte alles was Odem hatte, wie der Herr, der Gott Israels geboten hatte.zizatende. Und so geht es abendfüllend weiter. Landraub scheint Staatsdoktrin zu sein.

Hallo HG.Butzko - einige Links habe ich herausgesucht:

Ein friedenspolitischer Grundsatz: selber unparteiisch bleiben, beide Kriegsparteien hören -
Wenn zum Gazastreifen die 'Jüdische Stimme', dann bitte auch die 'Rundbriefe der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft':
https://dpg-netz.de/

Seit langem teile ich die Losung: "Das Ende der Besatzung ist der Schlüssel für den Frieden" - Dazu von meiner Seite absichtlich die banale, knochentrockene Quelle der deutschen regierungsnahen Juristen-Mitteilungen LTO:
https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/israel-netanyahu-besatzung-annexion-westjordanland-palaestina-siedlungen-un-igh/

O-Ton aus der LTO: "Nach dem im Israel-Palästina Konflikt anwendbaren humanitären Völkerrecht ist eine Militärbesatzung jedenfalls dann nicht mehr als rechtmäßig anzusehen, wenn sie wie im konkreten Fall über 50 Jahre andauert, Teile des besetzten Gebietes annektiert werden, die Besatzungsmacht nicht im besten Interesse der besetzten Bevölkerung handelt oder das besetzte Gebiet nicht in gutem Glauben verwaltet wird."
(Wer will, kann sich die zugehörigen UNO-Beschlüsse selber raussuchen. Angesichts der vielfachen, seit Generationen andauernden Rechtsverletzungen ist mir deren Tonfall momentan zu pathetisch.)

Sie sollen unbedingt selber gehört werden - die Stimme der Opfer der Hamas und ihrer nächsten Angehörigen und Freunde (nicht instrumentalisieren, sondern sie selber hören und ernst nehmen):
https://jacobin.de/artikel/israel-nahost-konflikt-palestina-gaza-hamas-terror

Auch der folgende Artikel - drei Stellungnahmen kluger beteiligter Frauen - hat mich berührt, weil er die Momente von Frieden und Gerechtigkeit praktiziert:
https://www.infosperber.ch/politik/welt/israelische-und-juedische-frauen-zum-maennerdominierten-krieg/

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Für HG.Butzko schaffe ich es leider nicht auf die Schnelle, weitere historische Dokumente rauszusuchen, die neben die Hamas-Erklärung zu stellen wären. Denn als Privatperson habe ich sie nicht so greifbar, wie es nötig wäre.

Nur die prominenteste Quelle der israelischen Friedensbewegung in deutscher Sprache will ich hier nennen.
Da die religiöse Ideologisierung und Konfessionalisierung des Kriegs von beiden Seiten gewollt ist (gewollt von Israel, als Besatzungsmacht an erster Stelle zu nennen, und von den Islamisten), dürfen 2 Prinzipien nicht in Vergessenheit geraten:
1) Die Säkularität des israelischen Staats bedroht durch die jüdischen Rechtsradikalen und Nationalreligiösen (Uri Avnery und seine Freund:innen von 'Gush Shalom' waren Atheist:innen! Als solche habe ich sie übrigens in Deutschland kennengelernt.) -
2) Die säkulare Grundlage der Palästinenser ist ihr nationaler Befreiungskampf und die PLO. (Bekanntlich ist die Hamas von Israel mit aufgebaut und gefördert worden, um die PLO zu schwächen.)
Schon um diese beiden säkularen Grundlagen der Zivilisation hochzuhalten, sind die Artikel des klugen Oppositionspolikers Uri Avnery der Friedensbewegung Israels von bleibendem Erkenntniswert:
http://www.uri-avnery.de/texte-von-uri-avnery/archiv

Übrigens hätte Avnery gefallen, was Gideon Levy in der israelischen Tageszeitung 'Haaretz' am 9.10.23 schreibt: "Wird Israel seine Lektion lernen? Nein."
(Übersetzung des Artikels https://globalbridge.ch/israel-kann-nicht-2-millionen-menschen-in-gaza-gefangen-halten-ohne-einen-grausamen-preis-dafuer-zu-bezahlen/ -- Ein weiterer Artikel von Levy siehe oben: dpg-netz, Rundbrief 'Oktober III 2023')


Diverse "Antisemitismusbeauftragte" der deutschen Regierungen (alle weit rechts stehend) haben bestimmt Einwände gegen die genannten Quellen und wollen sie zensieren. (Zu Aiwanger und Maaßen hatten sie keine Einwände.) Ich sage, eine seriöse Diskussion über Palästina und die Kriege Israels ist nur unter Einbeziehung dieser Quellen zu führen.

In Butzkos Zusammenstellung kommt kein Palästinenser zu Wort. Noch übler wird das, weil Achgut bestreitet, dass es überhaupt ein palästinensisches Volk gibt. Soweit geht noch nicht einmal die Hamas, denn das Volk, welches sie ins Meer treiben will, das gibt es zumindest.,,

Gut finde ich, dass das Selbstverständnis der Hamas im Original gelesen werden kann! Aber warum nur dieses eine? Wo sind die Selbstverständnisse der weiteren Parteien? Zum Beispiel der Siedler? Der nationalreligiösen Partei? Das Königs von Jordanien? Der saudischen Wahhabiten? - Das wäre eine wirkliche Erfahrung für deutsche Leser/innen! Und sorgt vielleicht auch für ein Stück weniger Flucht in einfache Schwarz/Weiß-Identifikationen.

Ich vermisse, dass die rechtliche / staatliche / völkerrechtliche Grundlage des Ganzen ausgesprochen ist: Besatzung! Was einschließt: Rechte und Pflichten einer Besatzungsmacht. Und: Wie lange soll und darf Besatzung dauern?
Warum schweigt Butzkos Zusammenstellung zu dieser Grundlage des Ganzen?

Die Menschen werden wirklich immer dümmer.
Wie in der Steinzeit schlagen sie sich die Köpfe ein.
Nur nicht mit Keulen, sondern mit Drohnen und Raketen.
Einfach schrecklich.

Hallo Herr Butzko, ich bin sehr dankbar über diese gute Zusammenstellung von Texten zum Nahost Konflikt. Ich schätze es sehr, wenn sich Kabarettisten ernsthaft engagieren.
Dietmar Fulde

ach, und da fällt mir noch eine Anekdote ein, die sehr ehrhellend ist.
Walter Eytan, der erste Außenbeauftragte der Israelischen Regierung hatte in den ersten 10 Jahren des wiedergeborenen Staates Tagebuch geführt. Er hat eine kleine Anekdote aufgeschrieben, die, wie ich finde, sehr viel erklärt. Im Jahre 1956, also 7 Jahre nach dem Unabhängigkeitskrieg, interviewte ein Reporter des BBC den damaligen Wirtschaftsminister des (auch nur 26 Jahre davor von den Briten gegründeten) Irak über die Verhältnisse seines Landes. Dieser beklagte, dass sein Land wirtschaftlich schon viel weiter sein könne, allein, es fehlten leider die Arbeitskräfte. Worauf der Journalist fragte: Warum importieren sie nicht die arabischen Flüchtlinge aus Palästina und lassen sie hier leben das würde doch 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen? Oh, entgegnete der Minister wörtlich: das können wir nicht machen. Das würde doch das Flüchtlingsproblem lösen.

Achgut ist leider einfach zu rechts, denen soll man keine Klicks schenken, finde ich. Es ist eine Tragik, dass die Pro-Israelische Seite von den Rechten gekapert wurde, die damit den Diskurs zu einem reinen Links-Rechts-Thema dreht, was er nicht verdient. Ja, es muss klar gemacht werden, dass das linke Narrativ seit den 50er Jahren Israel mit viel Geld und Propaganda den Antisemitismus gefördert hat - hierzu sehr empfehlenswert dieses Buch: https://www.wallstein-verlag.de/9783835334847-unerklaerte-kriege-gegen-israel.html - man findet auch Vorträge des Historikers Jeffrey Herf und Kurzfassungen dazu im Netz.
Den Link mit dem klassischen antiisraelischen Narrativ - mit dem klingenden Namen wie "Jüdische Stimme", die ihm Legitimität verleihen soll, lässt wesentliche Fakten aus.
Zum Beispiel ,dass Israel eine Rückkehr der Flüchtlinge nach 48 ANGEBOTEN hat, auch ein Familiemzusammenführungsprogramm aufgelegt hat - das aber einhellig ABGELEHNT wurde. Und dass Israel, das 48 angegriffen wurde, sogar Reparationszahlungen geleistet hat, obwohl der Staat damals bettelarm war. Wird einfach nicht gesagt.
Ebenso wenig wie gesagt wird, dass NACH DEM KRIEG ( bei dem von den insgesamt rund 650.000 geflohenen und *auch* zum Teil vertriebenen Arabern rund 150.000 bereits Wochen VOR Ausrufung zum Staat Israel flohen, und zwar aufgrund Aufrufen ihrer eigenen Führer.
Und es wird auch nicht gesagt, dass rund 800.000 ARABISCHE Juden aus den ARABISCHEN Ländern NACH dem Krieg vertrieben wurden, aus allen arabischen Ländern, und ohne, dass es dort Krieg gegeben hätte.
Dass diese Fakten nicht genannt werden, ist schlicht Propaganda. Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge.
Übrigens hat Benny Morris nach der Veröffentlichung seines Buches über den Krieg, aufgrund neu zutage getretener Fakten, sich von weiten Teilen seines Fazits distanziert. Zu spät, wird nicht wahrgenommenem weil es nicht ins Narrativ passt.
Ich empfehle überdies auch das Buch der Journalisten Joan Peter, "From Time Immemorial" - in dem sie bekennt, dass sie eigentlich ein Buch über das unverdiente Leid der Palästinenser schreiben wollte-. aber aufgrund der Fakten, die sie zunehmend recherchierte, sie ihre Meinung komplett gedreht hat.